Eine aber der verbreitetsten Stimmungen aus dieser Zeit war die mitteltönige Stimmung. Vier reine Quinten aufwärts ergeben ein Intervall, das um ein syntonisches Komma vom 5. Partialton abweicht. Bei der mitteltönigen Stimmung wurde dieses Intervall gleichmässig auf die 4 Quinten verteilt. Anders ausgedrückt wurden die Quinten so verstimmt (verkleinert), daß 4 dieser "Quinten" genau den 5. Partialton ergeben. Wieder anders ausgedrückt wurde das Intervall zwischen Grundton und 5. Partialton in 4 gleiche Intervalle geteilt.
Für diese Quinten ergibt sich also das Intervall:
Um die gesamte chromatische Skala zu erhalten, wurden wie bei der pythagoräischen chromatischen Stimmung -beginnend mit dem Ton Es- 11 dieser mitteltönigen Quinten gestimmt und durch Oktavierungen auf die verschiedenen Register verteilt. Es handelt sich also um eine pythagoräische Stimmung, bei denen die Quinten um ein Viertel des syntonischen Kommas verkleinert sind.
Eine andere Beschreibung der mitteltönigen Stimmung lässt sich aus Abbildung 6.5, „ mitteltönige Stimmung “ ablesen. Aus der Grafik geht hervor, daß sich das chromatischen Total aus zwei Ganztonleitern (ausgehend von den Tönen Es und B) zusammensetzt, die sich im Abstand einer mitteltönigen Quinte befinden. Alle Ganztöne dieser beiden Leitern sind gleich groß und zwei dieser Ganztöne ergeben genau eine reine Terz (bzw. teilen diese Ganztöne eine reine Terz in zwei gleich große Intervalle).
Daraus ergeben sich 11 fast reine Quinten (mit Ausnahme der Quint Gis-Es, der Wolfsquinte, die um fast einen temperierten Viertelton (37.6 Cent) zu groß ist) und reine große Terzen zwischen den Tönen Es-G, B-D, F-A, C-E, G-H, D-Fis, A-Cis und E-Gis. Die Terzen H-Es, Fis-B, Cis-F und Gis-C sind hingegen deutlich zu groß (27 Cent) und wurden als unbrauchbar angesehen. Man nannte sie daher Wolfsterzen. Alle kleinen Terzen sind unrein, allerdings sind diejenigen kleinen Terzen, die eine reine große Terz zur mitteltönigen Quinte ergänzen, nur um 5 Cent zu klein und galten daher als verwendbar.
Chrakteristisch für die mitteltönige Stimmung sind die Dreiklänge mit reinen großen Terzen, jedoch schwebenden Quinten (genau anders, als bei der gleichstufig temperierten Stimmung, die fast reine Quinten, jedoch stark schwebende Terzen aufweist)